Next stop: Traumberuf Hundetrainer*in
Du warst bereits viel mit Hunden zusammen und hast sogar deine eigene Fellnase zu Hause? Deine Freunde und Familie fragen dich ständig nach Rat und Tat und du kannst einfach nicht aufhören, deine Nase in Trainingsbücher zu stecken? Sehr gut! Dann ist es an der Zeit, eine professionelle Ausbildung als Hundetrainer*in anzugehen.
Brauchst du eine Ausbildung?
Prinzipiell ist das Berufsbild des Hundetrainers bzw. der Hundetrainerin gesetzlich nicht geschützt. Alles was du brauchst, ist eine Erlaubnispflicht nach →§ 11 TierSchG und dann kann es auch schon losgehen. Ist das empfehlenswert? Eher nicht.
Besser ist es, eine richtige Ausbildung zu machen. Dazu kannst du einen Kurs bei der IHK, eine Prüfung bei der Tierärztekammer oder einem anderen Ausbilder abschließen. Seit 2007 gibt es eine bundesweite Zertifizierung durch die Tierärztekammer. Viele Hundeschulen bieten aber auch ihre eigenen Ausbildungen und Trainerscheine für alle, die Hundetrainer*in werden wollen an.
Online, berufsbegleitend oder Vollzeit
Nicht immer musst du den Trainerschein in Vollzeit machen. Die Ausbildung zur Hundetrainerin bzw. zum Hundetrainer kannst du auch online oder berufsbegleitend abschließen. Bei einer Online-Ausbildung zum Hundetrainer bzw. Trainerin wird die Praxis häufig in bestimmten Modulen nachgeholt oder müssen als Praktika vorgelegt werden. Die Praxisstunden einer berufsbegleitenden Hundetrainerausbildung finden häufig an den Wochenenden statt.
Expert*in für den Alltag oder Spezialist*in?
Bei der Wahl deiner Ausbildungsstätte solltest du direkt schon einmal überlegen, in welchem Bereich du später arbeiten möchtest. Hundesport, Therapie, Alltagsbegleiter oder vielleicht sogar Trainern für sogenannte “Problemhunde”? Wenn du das schon so genau weißt, macht es durchaus Sinn, deine Ausbildungsstätte direkt deinem Schwerpunkt anzupassen.
Trainerschein oder Zertifikat - was ist besser?
Ob Trainerschein oder Zertifikat ist doch egal - nicht ganz.
Trainerschein: Hierbei bist du in der Regel auf eine Sache spezialisiert. Häufig werden Trainerscheine beim Hundesport vergeben. Sie machen also dann Sinn, wenn du beispielsweise in einem Verein arbeiten möchtest.
Zertifizierte*r Hundetrainer*in: Ist es dein Wunsch, als selbstständige*r Hundetrainer*in oder als Angestellte*r in einer Hundeschule zu arbeiten, ist ein Zertifikat der Tierärztekammer oder einer angesehenen Hundeschule empfehlenswert. Dieser Ausbildungsweg ist meist etwas aufwendiger und auch kostspieliger. Hinten raus hast du aber mehr Einsatzmöglichkeiten.
Kombi aus Theorie und Praxis ist entscheidend
Doch die Ausbildung allein ist nicht alles. Die beiden Experten Paulina und Luigi von Vitomalia sind sich einig, dass der Job einer Hundetrainerin bzw. eines Hundetrainers aus einer guten Kombination aus fachlichem Wissen, Background und jede Menge praktischer Erfahrung besteht. Sie sagen: „Wie wir Menschen funktionieren Hunde nicht nach Lehrbuch, daher ist die Kombination aus Theorie und Praxis entscheidend.“
Wichtige Voraussetzungen: Mehr als nur Liebe zum Hund
Bei vielen Ausbildungen wird vorausgesetzt, dass du deinen eigenen Vierbeiner für das Hundetraining mitbringst. Hilfreich ist es auch, wenn du vorher schon mal Seminare oder Vorträge besucht, Bücher gelesen oder anderen Trainer*innen über die Schulter geschaut hast. Auch praktische Erfahrungen mit vielen verschiedenen Hunden sind goldwert.
Nicht zu vergessen ist das richtige Mindset: Als Hundetrainer*in kannst du immer mit süßen Hunden spielen und kuscheln? Fehlanzeige! Eigentlich arbeitest du mehr mit den Menschen als mit den Hunden zusammen. Das ist ein wichtiger Aspekt, der nicht vergessen werden sollte.
Kritische Neugierde, Empathie & Grenzen akzeptieren
Laut Paulina und Luigi solltest du außerdem ein "gewisses Mass an Hinterfragen" mitbringen. Was bedeutet das?
„Zu Hinterfragen bedeutet, genau hinzuschauen, zu analysieren und entsprechend zu reagieren. Wer nicht hinterfragt, setzt sich nicht intensiv mit einem Thema auseinander. Das Thema rund um die Hundeerziehung ist ein großer Bereich mit sehr vielen unterschiedlichen Methoden und Möglichkeiten. Dabei muss jede*r Hundetrainer*in für sich das Beste herauspicken können. Das wiederum bedarf Fleiß und Engagement, sich mit unterschiedlichen Themen kritisch auseinandersetzen zu wollen, um selbst begründen zu können, warum man welche Herangehensweise wählt.“
Dabei gilt es jedoch auch, sich selbst immer wieder zu hinterfragen und eine jahrelang angewandte Methodik ggf. auch mal anzupassen. Regelmäßige Weiterbildungen und unterschiedlichen Erfahrungen, die man sammelt, helfen dabei.
„Ein gutes Maß an Empathie und ein nützliches Bauchgefühl schaffen zu dem Fachwissen ein abgerundetes Gesamtbild. Das hilft dabei, individueller auf Mensch-Hund-Teams einzugehen und Methoden an sie anzupassen.“, so die beiden Hundeverhaltenstherapeuten.
Außerdem ist es wichtig, seine Grenzen zu kennen. Nicht jede*r Hundetrainer*in muss in allen Themen Expert*in sein, so Lui und Paulina. „Es gibt Themen, die bei einer anderen Fachperson besser aufgehoben sind. Sich seine persönlichen Grenzen eingestehen zu können, ist eine große Stärke in dem Beruf des Hundetrainings.“
Wie hoch ist das Gehalt eines Hundetrainers?
Eine tolle Arbeit ist ja schön und gut, aber seine Brötchen muss man sich ja schließlich auch verdienen. Wie viel genau eine Trainerin bzw. ein Trainer in Vollzeit verdient, hängt von vielen individuellen Faktoren ab. Ein Gehalt von etwa 1.000 € bis 1.500 € im Monat ist dir auf jeden Fall sicher. Wohnst du in einer Großstadt, hast deine eigene Hundeschule, bist besonders erfahren oder auf beispielsweise aggressive Hunde spezialisiert, kannst du natürlich auch höhere Preise verlangen.
Die gute Nachricht: Vor allem während der Pandemie haben sich viele Leute eine Fellnase zugelegt. Somit platzen einige Hundeschulen aus allen Nähten. Bei steigender Nachfrage ist natürlich auch gehaltstechnisch nach oben hin mehr Luft.
Wie viel kostet eine Ausbildung zum Hundetrainer?
Doch bevor man etwas verdient, muss erst einmal investiert werden. Die Ausbildung zum Hundetrainer bzw. zur Trainerin ist in der Regel weder kostenlos noch ein Schnäppchen. Im Schnitt kannst du mit ca. 4.000 bis 7.000 Euro rechnen. Bei der IHK Potsdam kostet der Lehrgang zur "Hundeerzieher/in und Verhaltensberater/in (IHK)" insgesamt 6.400 Euro. Zum Vergleich: Beim Deutschen Assistenzhunde-Zentrum T.A.R.S.Q. kostet die Ausbildung zum "Assistenzhundetrainer-Basis" 4.399 Euro.
3 Tipps für alle zukünftigen Hundetrainer*innen
Damit du bestens auf deinen neuen Lebensabschnitt vorbereitet bist, haben wir Paulina und Luigi noch nach ihren drei top Tipps für die Ausbildung gefragt.
1. Sieh dir mehrere Ausbildungsstätten an!
Obwohl es in Deutschland lediglich einer Erlaubnispflicht bedarf, sind sich die beiden einig, dass eine Ausbildung für die erste Berufserfahrung sehr hilfreich ist. Macht euch dabei im Vorfeld schon Gedanken über die verschiedenen Methoden und Richtungen der Ausbildungsstätten.
„Jede Ausbildungsstätte hat andere Vorzüge. Wir persönlich empfehlen zum Beispiel keine Ausbildungsstätte namentlich, da bereits die eigene Auseinandersetzung mit den Methoden, Inhalten und Zielen der Ausbildungsstätte den Interessent*innen einen guten Eindruck verleiht, was einen erwartet.“
2. Absolviere unterschiedliche Praktika!
Ein Praktikum ist eine gute Gelegenheit, mit Hundemenschen in den Austausch zu gehen und Neues zu lernen. „Nicht immer ist alles relevant für deinen Alltag als Hundetrainer*in, aber die Erfahrung und der Austausch können deinen Horizont erweitern.“, so die beiden Trainer.
Bei der Praxiserfahrung geht es auch darum, sein eigenes Wissen immer wieder zu hinterfragen: „Je mehr Hunde man kennenlernt, die zum Beispiel nicht für Futter zu begeistern sind oder dich vollkommen aus deiner Komfortzone bringen, desto besser wirst du für den Hundetrainer*innen-Alltag gewappnet sein und lernst neue Wege und Möglichkeiten kennen.“
3. Wer Hundetrainer*in sein möchte, muss Menschen mögen.
Entgegen der Erwartung einiger, bedeutet der Beruf vor allem eng mit Menschen zu arbeiten. „Als Hundetrainer*in bist du die Person, die den Menschen anleitet. Die Hundehalter*innen sind die Personen, die mit dem eigenen Hund kooperieren sollen.“
Dazu ist es wichtig, das Mensch-Hund-Team zu verstehen, zu motivieren, am Ball zu bleiben und ggf. auch eine ungemütliche Wahrheit auszusprechen. „Die enge Zusammenarbeit mit dem Menschen auszubauen ist teilweise wichtiger, als irgendeine Art der Zusammenarbeit von Trainer*in und dem Hund. Denn nur wenn der Mensch bereit ist, eine Veränderung zu schaffen, kann der Hund Veränderung zeigen.“, so Paulina und Luigi.