Tipps und Übungen, wenn dein Hund an der Leine zieht
Raus aus der Tür, ein Sprint nach vorne und schon gehts am langen Arm durchs Viertel, während dein Hund dich genüsslich mit gefühlten 20 km/h um den Block zieht? An der Leine ziehende Hunde bereiten vielen Halter*innen Kopfzerbrechen. Nicht nur die dauernde Spannung in den Armen und der stresserfüllte Spaziergang, auch das eigene Würgen, Hecheln und Anstrengen der Vierbeiner ist für viele Hundeeltern kein schöner Anblick. Was du gegen das Ziehen an der Leine tun kannst, verraten wir dir mit einfachen Tipps und Übungen!
Warum zieht mein Hund an der Leine?
Das Ziehen an der Leine kann verschiedene Ursachen haben. In erster Linie schränkt die Leine deinen Hund in dem Verhalten und den Interessen ein, die er eigentlich hat und bei Spaziergängen ausleben möchte. Das ist erstmal nicht ungewöhnlich und ein natürlicher Trieb unserer Vierbeiner. Hunde werden quasi neugierig geboren und erkunden alles ganz genau - und das geht eindeutig über die Leinenlänge von ein bis drei Meter hinaus. Ab diesem Zeitpunkt ist alles, was dein Hund lernt, dass er durch das Ziehen den Ort zum Schnuppern erreichen kann, den er will.
Die Ursache für das ständige Ziehen liegt also meistens in der Konditionierung: Dein Hund möchte zu Punkt X gelangen, zieht einmal kräftig und das Schnuppern an der gewünschten Stelle wirkt belohnend auf deinen Hund. Die Folge: Er wird immer dann ziehen, wenn er irgendwo hinlaufen möchte, weil er in der Vergangenheit geklappt hat. Insbesondere Welpen in der Sozialisierungsphase merken sich sowas schnell, weshalb du ab Tag 1 ein →konsequentes Leinentraining im Rahmen der →Welpenerziehung durchführen solltest.
Hunde lernen schnell, dass sie mit dem Ziehen an der Leine oft zu ihrem Ziel kommen. Hier ist jede Menge Konsequenz und das Know-how beim Training gefragt.
Wie kann ich meinem Hund das Ziehen an der Leine abtrainieren?
Was sich Hunde angewöhnen, können sie sich auch wieder abgewöhnen. Oder? Fast, denn im Grunde machen unsere Vierbeiner nur den gängigen "Hundekram" - und die Zweibeiner sind gewissermaßen für die An- und Abgewöhnung von Verhaltensweisen verantwortlich. Ausgenommen sind natürlich Vierbeiner aus dem Tierschutz oder Seniorenhunde aus dem Tierheim. Hier ist die prägende Phase lange vorbei und man kann nur an dem anknüpfen, was die Hunde sich bereits angeeignet haben. Das heißt nicht, dass →Tierschutzhunde nichts mehr lernen können, im Gegenteil. Manche Verhaltensweisen sind jedoch bereits verankert und herausfordernd bei der weiteren Erziehung.
Startest du also mit dem Training gegen das Ziehen an der Leine, gelten für alle Vierbeiner jeder Altersklassen die gleichen Regeln: Du brauchst die nötige Geduld, Konsequenz und das Wissen, das du in verschiedenen Situationen einsetzen kannst. Das heißt: Wenn du deinem Vierbeiner das Ziehen erlaubst, merkt er sich das und wird es weiterhin so machen. Dafür ist es wichtig, dass du das nicht tolerierst.
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Das A&O: Kräftiges Rucken und Ziehen ist verboten
Richtig gelesen: Der oft gesehene, intensive Ruck an der Leine nach hinten ist nicht förderlich, wird aber trotzdem gerne von Besitzer*innen im Training genutzt, um das Ziehen an der Leine zu unterbinden. Zwar ist dein Hund somit kurz in deiner Nähe, kann aber überhaupt keinen Zusammenhang zwischen dieser Art von Korrektur und seinem Verhalten erkennen. Schließlich geht es weiter in die gleiche Richtung, aus der dein Hund zurückgezogen wurde.
Dein Hund zieht, du ziehst zurück. Diese Art der Korrektur führt langfristig nicht zum gewünschten Erfolg, weil dein Hund gar nicht weiß, was der Ruck bedeuten soll.
Welches Training ist geeignet?
Anhalten: Stop and Go, wenn dein Hund zieht
Eine einfache Methode ist, dass du einfach stehen bleibst, wenn dein Hund zieht. Erziehungstechnisch bedeutet das: Dein Hund kommt nicht zu seinem Ziel, wenn er an der Leine zieht. Bleibst du bei jedem Mal, wenn dein Hund zieht, wortlos stehen, muss dein Hund auch stehen bleiben. Dein Vierbeiner wundert sich nun und wird, wenn er merkt, dass es nicht weiter geht, seinen Fokus auf dich legen.
Die Spannung in der Leine sollte dann nachlassen. Merkst du, wie du Spannung weniger wird und dein Hund einen oder mehrere Schritte zurückgeht, belohne sofort mit einem leckeren Snack oder einem "Prima" das gewünschte Verhalten. Klingt einfach, ist aber harte Arbeit, wenn du bedenkst, dass du je nach Länge des Spaziergangs bis zu 50 Mal anhalten musst. Denn nicht vergessen: Das Ziehen darf nicht toleriert werden, damit dein Hund sich das Verhalten abgewöhnt. Jedes Mal, wenn die Leine durchhängt und nicht auf Spannung ist, belohne deinen Hund.
Stichwort belohnen: Für das Training setzt du am besten auf gesunde Leckerbissen, die weder Zucker noch Getreide enthalten. Auch künstliche Zusätze wie Farb- und Aromastoffe haben in einem gesunden Snack nichts verloren.
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Umdrehen: Richtungswechsel beim Ziehen an der Leine
Wirksam und gut umsetzbar ist auch der Richtungswechsel, wenn dein Hund zieht. Das bedeutet konkret, dass jedes Mal, wenn die Leine unter Spannung ist, du dich wortlos umdrehst und die Richtung wechselst. Damit übernimmst du die erste Stelle und ziehst deinen Hund hinter dir her. Achtung: Nicht ruckartig deinen Hund hinter dir herziehen, sondern normal weitergehen. Hängt die Leine durch, belohne deinen Hund. Zieht er sich sofort wieder an die erste Position, drehe dich erneut um 180° und wechsle die Richtung. Auch hier ist Konsequenz gefragt, denn bei intensivem Ziehverhalten kann man hier gut und gerne viele Minuten auf der gleichen Stelle verharren.
Sowohl beim Anhalten als auch beim Umdrehen lernt dein Hund, dass das Ziehen an der Leine nicht den gewünschten Erfolg hat. Wird er für die lockere Leine belohnt, lernt er, dass er nur so an sein Ziel kommt. Merkst du, dass dein Hund einfach mehr Hilfe braucht, ist der →Besuch einer Hundeschule ratsam. Informiere dich vorher gut über Trainingskonzepte und entscheide fundiert, welche Schule für euch infrage kommt.
Verzicht auf Flexi-Leinen und setze auf Geschirre statt Halsbänder
Gerade der weite Freiraum, den Flexi-Leinen deinem Hund geben, ist nicht förderlich für Leinenzieher. Zwar ist es entspannt, wenn dein Vierbeiner erstmal 5 Meter läuft, bis der Stopper auslöst, aber das Ziehen wird er dadurch nicht lassen. Solche Leinen zeigen deinem Vierbeiner nichts anderes, als dass er durch das Ziehen mehr Freiraum bekommt in seiner Bewegung.
Leinen mit Rollband suggerieren deinem Hund, dass er bestimmen kann, wie weit er nach vorne läuft. Für Hunde, die zum Ziehen neigen, sind solche Leinen nicht förderlich.
Ist dein Vierbeiner ein eingefleischter Leinenzieher, wird das Verhalten vermutlich von starkem Hecheln und Keuchen begleitet. Ziehen an der Leine ist nicht nur für dich nervig, sondern auch für Hals, Kehle und Muskulatur deines Hundes auf Dauer schädlich. Wenn das ganze Gewicht auf den Druckpunkten eines Halsbandes liegt, werden die Nackenwirbel über kurz oder lang in Mitleidenschaft gezogen. Setze für das Training auf ein Geschirr, da sich hier das Gewicht besser verteilt. Dein Hund kann auch beides tragen und du kannst je nach Trainingsstand wechseln oder ihn an Halsband und Geschirr doppelt sichern. Mit "Halftern" für den Kopf deines Hundes solltest du vorsichtig sein, da hier ebenso Nackenschäden entstehen können, wenn die genaue Benutzung nicht durch Expert*innen erklärt wird.
Gewalt ist nicht zu tolerieren
Gänzlich vermeiden solltest du in jedem Fall Stachel- und Würgehalsbänder. Die Korrektur über Schmerz ist nicht nur schädlich für die Bindung zwischen Hund und Mensch, sondern auch schlichtweg Tierquälerei, die kein Hund erfahren soll und darf. Gleiches gilt für Schläge, Treten & Co.: Wer auf solches Verhalten als letzten Ausweg setzt, eignet sich als Hundebesitzer*in nicht. Eine →Erziehung mit Geduld und ohne Stress ist artgerecht und hat auf Dauer auch langfristigen Erfolg.