Wie äußern sich Stress und Unruhe beim Hund?
Hunde haben das Los gezogen, als Vierbeiner in einer Welt von Zweibeinern zu leben. Oft müssen sie sich ungefragt in unserem Alltag zurechtfinden und unterordnen. Der laute Fernseher, das vorbeilaufende Kind oder eine Autofahrt zu den Großeltern - schon völlig normale und für uns alltägliche Dinge können für deinen Hund ziemlich stressig sein.
Manchmal bemerkt man die Anzeichen gar nicht, weil sich der Hund so sehr bemüht, nicht die Nerven zu verlieren und nur leichte Beschwichtigungssignale zeigt. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, sich mit der →Körpersprache von Hunden auseinanderzusetzen und seinen eigenen Vierbeiner genau zu beobachten und zu kennen.
Die Beschwichtigungssignale beim Hund
Hunde kommunizieren in der Regel ziemlich deutlich mit uns. Oftmals wissen wir bestimmte sogenannte Beschwichtigungssignale nur nicht richtig einzuordnen. Dabei handelt es sich um körpersprachliche Verhaltensweisen, über die unsere Hunde untereinander und auch mit uns kommunizieren. Schließlich kann dein Vierbeiner nicht sagen: "Ähm...das Kind ist mir gerade ein bisschen zu nahe". Stattdessen drehen sie vielleicht den Kopf weg oder Gähnen und zeigen so an, dass das für sie gerade ein bisschen viel ist.
Gähnen scheint so normal, kann aber ein eindeutiges Zeichen für Stress bei deinem Hund sein!
Erste Anzeichen von Stress oder Nervosität bei Hunden sind
eingezogene Rute
Wegdrehen des Kopfes
Gähnen
häufiges Schütteln
wiederkehrendes Maulschlecken
Anspannungen, steif machen oder Unruhe
vermehrtes Speicheln
Hecheln mit spitz hochgezogenen Lefzen (sieht aus, als würde dein Hund grinsen)
Werden die ersten Signale nicht wahrgenommen und die Stress auslösenden Faktoren nicht reduziert oder dein Hund von dir nicht beruhigt, steigt die Nervosität. Meist kannst du dann folgende weitere Anzeichen von Stress bei deinem Hund beobachten:
unangenehmer Geruch aus dem Maul oder vom Hund allgemein
Zittern
geduckte Körperhaltung
Aufstellen der Nackenhaare und der hinteren Rückenhaare (Kamm oder Bürste genannt)
Knabbern oder Lecken der Pfoten
vermehrter Haarausfall und/oder →Schuppen
auffallendes, wiederkehrendes Bellen
Winseln, Jaulen
zerstören von Gegenständen
Beachte jedoch, dass genau wie jeder Mensch auch jeder Hund anders auf Stress reagiert und deswegen die Anzeichen unterschiedlich und vielfältig ausfallen können. Manche Vierbeiner drehen bei Stress richtig auf und bellen und zerstören Dinge, andere wiederum leiden im Stillen, bekommen Magenverstimmungen oder sind ständig müde.
An den Pfoten herumnagen oder viel Lecken kann ein Zeichen von Stress sein und zu einem Leckekzem führen.
Körperliche Auslöser für unruhiges Verhalten bei Hunden
Zeigt dein Hund Stresssymptome, ist es ratsam, einmal tierärztlichen Rat aufzusuchen. Hormonelle Veränderungen, Unwohlsein und Schmerzen lösen genau wie bei uns Menschen auch bei unseren Hunden Stress aus und sorgen für Verhaltensänderungen. Deine Tierärztin bzw. dein Tierarzt des Vertrauens kann deinen Liebling einmal komplett durchchecken und überprüfen, ob vielleicht eine Krankheit oder etwas anderes deinem Hund zu schaffen macht.
Mögliche Ursachen für körperlich bedingten Stress könnten sein:
(anstehende) →Läufigkeit
(übertriebener) Sexualtrieb
Cushing-Syndrom
Infektionen wie ein Harnwegsinfekt
Entzündungen wie eine →Bauchspeicheldrüsenentzündung
eine Herzerkrankung wie →Herzhusten
eine Tumorerkrankung
Zeigt dein Hund akut auftretende Stresssymptome wie starkes Hecheln oder Zittern, solltest du sofort in eine Tierklinik fahren. Dabei kann es sich um einen Notfall durch eine →Vergiftung, eine Magendrehung oder Atemnot durch z. B. einen verschluckten Gegenstand handeln.
Psychologische Ursachen für Stress bei Hunden
Nicht immer sind die Stressfaktoren greifbar oder in Form von Krankheiten diagnostizierbar. Ist der Stress psychisch bedingt, können schon einfache Dinge wie der Staubsauger, Autofahren oder der Besuch von fremden Menschen Stress und unruhiges Verhalten auslösen. Wieso beispielsweise ausgerechnet Fahrräder oder Kinder bei deinem Hund Stress auslösen, kann in unterschiedlichen Ursachen begründet liegen und sollte gemeinsam mit Hundetrainer*innen oder Verhaltenstherapeut*innen besprochen werden.
Mögliche Ursachen für psychologischen Stress bei Hunden können sein:
traumatische Erlebnisse
Stressfaktoren im Alltag
unzureichende →Sozialisierung
Überforderung
überschüssige Energie
Manchmal bedingen sich die Ursachen für Stress auch gegenseitig. So kann ein →Hund aus dem Tierschutz, der im Welpenalter nicht richtig sozialisiert und auf Umweltreize geprägt wurde, durch einen Alltag in einer Stadtwohnung überfordert sein und Angst bekommen. Umso wichtiger, dass du gemeinsam mit Profis an der Ursache arbeitest, um deinen Vierbeiner den Stress zu nehmen und ihn ein entspanntes Leben zu ermöglichen.
Hunde aus dem Tierschutz haben oftmals schon viel erlebt und bringen das ein oder andere Päckchen mit. Nicht selten ist für sie unser Alltag anfangs ziemlich stressig.
Was kann ich tun, wenn mein Hund viel gestresst ist?
Um deinen Hund nachhaltig zu helfen, sodass er entspannter wird, ist es wichtig, die Stress auslösende Ursache zu finden. Handelt es sich um eine Krankheit, sollte natürlich eine entsprechende Behandlung eingeleitet werden. Ist deine Fellnase wieder voll genesen, sollte sie sich auch wieder entspannen können und der Stress nach einer Weile verflogen sein. Um die Behandlung so angenehm wie möglich zu gestalten, kannst du Tabletten beispielsweise in leckeren Snacks wie →in unserer Leberpastete verstecken. Besuche bei Tierärzt*innen schließt du mit einer ganz besonders schmackhaften Leckerei gut ab.
Leckere Belohnungen für tapfere Hunde
Bei psychologischem Stress ist das (leider) nicht ganz so einfach. Doch auch hier kannst du deinem Hund helfen, besser zur Ruhe zu kommen und selbstbewusster mit stressigen Situationen umzugehen. Da jeder Vierbeiner ganz individuell ist, solltest du dir eine gute Hundetrainerin bzw. einen guten Hundetrainer suchen. Gemeinsam könnt ihr mit deiner Fellnase daran arbeiten, dass Autofahren, Alleinbleiben, Hundebegegnungen, Kinder & Co. nicht mehr ganz so stressig sind.
Viel Ruhe
Allgemein kannst du darauf achten, dass dein Hund zu Hause gut zur Ruhe kommt. In der Regel ruhen Hunde 16-18 Stunden pro Tag- schafft dein Vierbeiner das? Manche Hunde müssen das erst lernen, andere wiederum kommen von allein sehr gut zur Ruhe. Auch ein fester Rückzugsort, wo keine Kinder mal eben "Hallo" sagen oder viele Menschen vorbeigehen, ist für Hunde sehr wichtig. Hier können sie ihre Akkus wieder richtig auftanken und sind gewappnet für neue, herausfordernde Situationen.
Step by Step
Achte außerdem darauf, deinen Hund nicht zu sehr zu überfordern. Manchmal wollen wir zu schnell zu viel, weil wir gewisse Situationen gar nicht so schlimm finden. Ist dein Hund unsicher und scheu, dränge ihn nicht, deinen Freunden "Hallo zu sagen". Gib deinem Vierbeiner Zeit, sich Stück für Stück mit für ihn stressigen Situationen auseinanderzusetzen. Stehe deinem Liebling dabei entspannt und ruhig zur Seite und er wird es dir garantiert mit einem kräftigen Schwanzwedeln danken!
Sei für deinen Hund da! Du bist immer noch die größte Hilfe für deinen Vierbeiner. Bist du entspannt und ruhig, kann er es auch lernen.
Maßnahmen zum Stressabbau für Hunde
In Abhängigkeit von der Ursache für den Stress und wie dein Hund so drauf ist, kannst du ihm auch helfen, den Stress schneller wieder abzubauen. Vielleicht kennst du das auch von dir selber, dass du in einer stressigen Situation viel angestaute Energie in dir hast, die du irgendwie loswerden musst. Vielen Hunden geht es nicht anders. Manchen von ihnen hilft es, den Stress im wahrsten Sinne des Wortes abzuschütteln. Andere bevorzugen etwas Ruhigeres wie Schnüffeln und wieder anderen hilft Körperkontakt zur Bezugsperson.
Vielleicht hilft deinem Hund in einer stressigen Situation:
an einem Zergel zu ziehen.
ein paar Leckerlis auf den Boden gestreut zu suchen.
an einer Futtertube wie unserer →Geflügelpastete zu schlecken.
behutsam von dir gestreichelt zu werden.
Schaffst du es nicht, dass dein Hund entspannter wird, solltest du dir Hilfe von Hundetrainer*innen oder Verhaltenstherapeut*innen suchen. Diese kennen sich mit möglichen Ursachen und wirksamen Trainingsmethoden aus und unterstützen dich und deinen Hund nur zu gern auf eurem Weg.